Review: Briley Witch Chronicles (C64)
Die Retro Szene war seit Monaten in Vorfreude, kleine Schnipsel und Teaser Videos wurden dann und wann in die Welt gestreut, und nun ist es endlich so weit: Sarah Jane Avory hat abgeliefert…die Briley Witch Chronicles, ein Rollenspiel, angelehnt an ihre Buch Reihe über die junge Hexe Briley Forester und ihre Katze Smokey, sind auf dem Commodore C64 veröffentlicht worden.
Ich habe die Benachrichtigung über itch.io erhalten und konnte es kaum erwarten, endlich Feierabend zu machen, das Spiel zu kaufen und in die phantastische Welt von Hexen Magie und Zauberkesseln einzutauchen.
Nach dem Erwerb, lässt sich das Spiel als Cartridge Image herunterladen. Ein Disk Image gibt es dazu leider nicht, da es vom Platz her enorm viel Datenvolumen einnimmt. Umgerechnet wären es wohl um die 6 Disketten, und ein Diskwechsel würde in dieser offenen Welt Probleme mit sich bringen. Da ich noch keine Flash-Cartridge für meine C64 Hardware habe, kann ich das Spiel nur auf meinem Raspi4 spielen, auf dem eine Version des Vice64 läuft.
Zusätzlich zum Spiele Image, ist ein liebevoll gestaltetes Handbuch im PDF Format erhältlich. Darin wird man in die Steuerung und das Quest, sowie Kampfsystem eingeführt.
Das Spiel
Man taucht in die Welt der Programmiererin Briley Forester und ihrer Katze Smokey ein. Sie führt ein stinknormales Leben, welches sich schlagartig ändert, als sie bei einer misslungenen Meditation in eine phantastische Welt teleportiert wird.
Sie kommt im mittelalterlichen Dorf Maepole zu sich und muss zunächst akzeptieren, dass sie auf die Gunst der Dorfbewohner und ihrer Gesetze angewiesen ist. Als Leibeigene ist sie verpflichtet, Dienstleistungen zu verrichten, um sich das Dach über dem Kopf leisten zu können. Sie will nicht glauben, dass sie eine Hexe sein soll, doch spätestens, als sie ihre Katze Smokey verstehen und mit ihr sprechen kann, bröckeln ihre Zweifel. Als sie dann noch ein Zauberbuch geschenkt bekommt, welches nur Hexen sehen können, und sie die Zauber daraus vollführen kann, akzeptiert sie ihr Schicksal.
Eine phantastische Reise beginnt und immer an ihrer Seite die Katze Smokey, die mitunter sehr freche Kommentare von sich gibt.
Gameplay
Das Spiel ist vom Prinzip her an die RPGs angelehnt, die man von Konsolen kennt. Wer Spiele wie Legend of Zelda, Dragon Quest, Ultima oder Sword of Mana mag, wird die Briley Witch Chronicles lieben.
Sarah hat bei ihrem Spiel viel Wert auf Gameplay gelegt. Man kann das gesamte Spiel rein mit dem Joystick spielen und genießen. Drückt man den Feuerknopf kurz, kann man mit Personen oder Objekten interagieren. Hält man den Button etwas länger gedrückt, erscheint ein Menü, welches einem zahlreiche Funktionen, wie den Status der Figuren, Gegenstände die man bei sich trägt, Waffen und Ausrüstung, sowie ein Menüpunkt zum Speichern und Einstellen des Schwierigkeitsgrades.
Letzteres lässt sich am Anfang bei einem frischen Neustart wählen, allerdings auch während des Spieles anpassen, was meiner Meinung nach ein sehr großer Pluspunkt ist. Spielt man das RPG auf dem Modus Normal, sind die Kämpfe recht knackig und können einen durchaus in Bedrängnis bringen. Stell man das Spiel auf Easy, haben die Gegner weniger Lebenspunkte, hauen nicht so stark rein und verfehlen unsere Gruppe öfters.
Das Abenteuer von Briley verläuft anfangs sehr linear. Man wird über ein Quest System durch die Welt geleitet, findet wichtige Gegenstände, lernt die Dorfbewohner kennen und baut seine Magie immer weiter aus. Zu Beginn kann Briley noch recht wenig zaubern und verfügt über wenig Mana Punkte. Dieses ändert sich Laufe der Handlung jedoch. Was mir besonders gut gefällt, ist das zusätzlich Brauen von Zaubertränken in einem Hexenkessel. Durch das Sammeln von Zutaten und dem passenden Rezept, kann man in seinem eigenen Kessel mächtige Tränke brauen.
Die Kämpfe sind rundenbasiert. Wird man von Gegnern überrascht, haben sie den ersten Angriff. In der Regel ist man nur mit seiner Katze Smokey unterwegs, die ebenfalls im Kampf hilft. So kann man für jeden Charakter der Gruppe eine Aktion planen, die in der Runde ausgeführt werden soll. Neben dem regulären Angriff mit Waffen, oder respektive Krallen bei Smokey, kann man auch für eine Runde in die Defensive gehen, Gegenstände wie Heiltränke verwenden, Zauber anwenden oder Spezialattacken ausführen. Smokey lernt mit der Zeit verschiedene Skills dazu, die man über eine zusätzliche Ressource einsetzen kann. So kann er einem Gegner mit einem Dreierschlag einen ordentlichen Schaden zufügen. Briley erweitert mit steigender Erfahrung ihr Zauber Repertoire und kann neben Angriffszaubern auch Mitglieder der Gruppe heilen.
Grafik
Dafür, dass es sich bei den Briley Witch Chronicles quasi um ein Solo Projekt von Sarah Jane Avory handelt, kann ich nur meinen Hut vor dem Ergebnis ziehen. Die Sprites, Portraits und Hintergründe sind liebevoll gezeichnet und sorgen für die richtige Stimmung, die uns diese magische Welt vermitteln will. Unterhält man sich mit NPCs, so werden kleine Portraits der Personen neben den Dialogtexten angezeigt, was dem Ganzen einen zusätzlichen Touch gibt.
Ein Tag / Nachtwechsel findet ebenfalls zwischendurch statt, wobei die Landschaft dann in ein dunkles Blau gefärbt wird.
Die Overlays der Menüs und Dialoge sind sehr übersichtlich gestaltet, hier wurde viel Wert darauf gelegt, dass das Gameplay nicht unnötig kompliziert wird.
Sound
Das Spiel ist durchgehend mit wechselnden Hintergrund Musikstücken belegt. Auch hier wird der SID Chip des C64 gut ausgenutzt. Die Musik ist, je nach Situation und Aktion, stimmig. Im friedlichen Dörfchen ist der Tune lieblicher, als im Kampfe, wo er sehr flott daherkommt. Die Sound Effekte sind entsprechend den Möglichkeiten der Hardware und passen ebenfalls schön in das Gesamtbild.
Spielspaß
Der Spielspaß ist definitiv gegeben, wobei man hier vielleicht einen kleinen Abstrich an den zahlreichen Dialogen machen muss. Zwischen Action und Questtext ist ein leichtes Ungleichgewicht. Die Hintergrundgeschichte ist von den ersten drei Büchern über die Hexe Briley abgeleitet, wobei man natürlich einiges an Information benötigt. Mich persönlich stört es nicht wirklich, da ich gerne lese und wenn dadurch eine Welt erschaffen wird, ist es perfekt. Liebhaber von Spielen dieser Art könnten es allerdings als etwas zäh empfinden.
Die Kämpfe sind auf dem normalen Schwierigkeitsgrad recht knackig. Begibt man sich in einen Bereich außerhalb des Dorfes, wird man nach einigen Schritten immer wieder angegriffen. Regenerieren kann man seine Lebens- und Manapunkte gänzlich nur beim Schlafen, also nach einem abgeschlossenen Quest Tag, oder per Heiltränke, Heilzauber und dergleichen. Diese kosten allerdings Ressourcen, die man zunächst mal gesammelt haben muss. Dank des Wechsels zum einfacheren Modus, kommt man jedoch recht gut durch die Geschichte hindurch.
Dank der Speicher Funktion in sicheren Gebieten, kann man gefährliche Stellen immer wieder probieren, bis man in der Storyline weiterkommt.
Fazit
Ich habe mich auf die Briley Witch Chronicles gefreut und wurde nicht enttäuscht. Für rund 10 Euro bekommt man ein liebevoll gestaltetes Spiel, das seinesgleichen sucht. Von mir eine klare Empfehlung.
Grafik - 10
Sound - 9
Gameplay - 10
Spielspaß - 9
9.5
Für rund 10 Euro bekommt man ein liebevoll gestaltetes Spiel, das seinesgleichen sucht.