Manfred „Manni“ Kleimann (1955-2025)
Ein Pionier des deutschen Spielejournalismus nimmt Abschied

Die deutsche Videospielszene trauert um Manfred „Manni“ Kleimann, eine prägende Figur, deren kürzlicher Tod am 13. April 2025 im Alter von 69 Jahren das Ende einer Ära markiert. Sein Name ist untrennbar mit der legendären Computerzeitschrift Aktueller Software Markt (ASM) verbunden, einem Magazin, das die Spielerlebnisse unzähliger Menschen in Deutschland, insbesondere in den 1990er Jahren, maßgeblich beeinflusste.
Für die Leser unseres Online-Spielemagazins, die eine Wertschätzung für die Geschichte der Videospiele und die Persönlichkeiten, die diese geformt haben, hegen, ist Kleimanns Wirken von besonderer Bedeutung.
Manfred Kleimanns beruflicher Werdegang nahm zunächst eine andere Richtung. Nach einem Studium zum Diplom-Ingenieur für Stadt- und Landschaftsplanung vollzog er einen entscheidenden Wandel hin zum Journalismus. Diese unkonventionelle Entwicklung mag ihm eine einzigartige Perspektive für seine spätere Tätigkeit im Spielejournalismus verliehen haben. Es ist denkbar, dass seine planerische Denkweise seine strukturierte Herangehensweise an die Analyse von Spielen oder sein Verständnis virtueller Welten beeinflusste.
Die Entstehung der ASM im Jahr 1985 für den Tronic-Verlag ist maßgeblich auf Kleimanns Initiative zurückzuführen. Er war die treibende Kraft hinter der Konzeption dieses Magazins, das er dezidiert als reines „Spielemagazin“ vorsah – ein zu dieser Zeit auf dem deutschen Markt noch relativ neues Konzept. Kleimann erkannte das wachsende Potenzial und die engagierte Zielgruppe für Computerspiele und setzte sich daher für die Idee eines spezialisierten Magazins ein. Seine eigene Aussage, er habe ein reines „Spielemagazin“ konzipiert, verdeutlicht seine proaktive Rolle bei der Identifizierung dieser Marktlücke. Er übernahm die Position des Chefredakteurs von der ersten Ausgabe im März 1986 bis September 1991. Seine Führung in dieser Zeit war entscheidend für die Etablierung der Identität, des Tons und des Einflusses der ASM innerhalb der deutschen Gaming-Community.
Als erster Chefredakteur legte er die redaktionelle Ausrichtung und die Standards für das Magazin fest. Anfänglich wurde die ASM als „Erste Computer-Software-Fachzeitschrift“ beworben. Unter Kleimanns Leitung entwickelte sie sich jedoch zunehmend zu einem Magazin, das sich primär auf das aufkommende Feld der Computerspiele konzentrierte. Diese strategische Verlagerung spiegelt Kleimanns Verständnis für den sich entwickelnden Softwaremarkt und die wachsende Bedeutung von Spielen als Hauptanwendung für Heimcomputer wider.
Die Veränderung des Schwerpunkts von allgemeiner Software hin zu primär Spielen deutet auf eine bewusste redaktionelle Entscheidung hin, die auf Markttrends und Leserinteressen ausgerichtet war.
Die ASM übte während ihrer ersten Erscheinungsphase von 1986 bis Februar 1995 einen tiefgreifenden und nachhaltigen Einfluss auf die deutsche Gaming-Szene aus. Sie war mehr als nur ein Magazin; sie war ein kultureller Bezugspunkt, der die Spielgewohnheiten und -präferenzen einer ganzen Generation mitprägte. Die ASM spielte eine entscheidende Rolle bei der Popularisierung von Computerspielen in Deutschland und diente Enthusiasten als wichtige Informationsquelle und Gemeinschaftsplattform. Kleimanns unverwechselbarer Schreibstil zeichnete sich durch Klarheit, Verständlichkeit und den bewussten Verzicht auf übermäßig technisches Fachvokabular aus. Dieser zugängliche Stil trug wahrscheinlich dazu bei, die Attraktivität der ASM zu erhöhen, sie auch für Neueinsteiger im Bereich der Computerspiele verständlich zu machen und eine treue Leserschaft zu gewinnen.
Seine eigenen Worte in einem Interviewausschnitt, in denen er die Priorität auf klare und verständliche Sprache legt, untermauern dies direkt. Er integrierte seine persönliche Note, seinen Witz und seinen Humor in die Inhalte des Magazins, wodurch die ASM von einer rein informativen Publikation zu einer fesselnden und unterhaltsamen Lektüre wurde. Dieses persönliche Element schuf eine stärkere Verbindung zwischen Kleimann und den Lesern und förderte ein Gefühl der Gemeinschaft und der gemeinsamen Leidenschaft. Seine informellen und humorvollen Kommentare in Spielerezensionen, wie in zu sehen, veranschaulichen diese ansprechende Herangehensweise. Kleimann leistete einen bedeutenden sprachlichen Beitrag zum deutschen Gaming-Vokabular, indem er die heute allgegenwärtigen Begriffe „Adventure“ und „Konvertierung“ prägte. Diese Begriffe wurden grundlegend für die Diskussion und das Verständnis spezifischer Spieltypen und Softwareprozesse innerhalb der deutschsprachigen Gaming-Community und demonstrieren Kleimanns nachhaltigen Einfluss auf die Sprache selbst. Dies ist ein konkreter und bleibender Beitrag, der seinen Einfluss über die reine Berichterstattung hinaus hervorhebt.
Unter Kleimanns Führung umfasste der Inhalt der ASM eine umfassende Bandbreite, darunter detaillierte Spieletests, technische Analysen von Hard- und Software, wertvolle Tipps und Tricks sowie komplette Lösungen für eine Vielzahl von damals populären Spieleplattformen. Die ASM diente deutschen Gamern als unverzichtbare Ressource und lieferte die Informationen, die sie für Kaufentscheidungen, das Meistern von Spielen und die Information über die neuesten Entwicklungen in der sich schnell entwickelnden Welt der Computerspiele benötigten. Die Beschreibungen des Inhalts der ASM heben ihren praktischen Wert und ihre Rolle als primäre Quelle für Gaming-Informationen hervor. Kleimann führte innovative Features in die ASM ein, wie beispielsweise den populären „Spiele-Flop des Monats“, der dem Magazin eine kritische und oft humorvolle Perspektive verlieh, sowie die starke Leserbindung, die durch aktive Leserbriefseiten und regelmäßige Wettbewerbe gefördert wurde. Diese interaktiven Elemente kultivierten eine lebendige Community rund um die ASM und gaben den Lesern das Gefühl, aktive Teilnehmer am Diskurs des Magazins zu sein, wodurch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit unter deutschen Gamern entstand. Diese Features förderten die Leserinteraktion und schufen eine stärkere Bindung zwischen dem Magazin und seinem Publikum.
Ein subjektiver und etwas „anarchistischer“ redaktioneller Stil kennzeichnete die ASM, insbesondere während Kleimanns Amtszeit, was viele Leser im Vergleich zu formelleren Publikationen als erfrischend und authentisch empfanden. Die einzigartige Stimme der ASM und ihre Bereitschaft, Meinungen frei zu äußern, trugen zu ihrer unverwechselbaren Identität und ihrer starken Verbindung zu einer Leserschaft bei, die ihren ehrlichen und oft respektlosen Ansatz schätzte. Die Beschreibungen ihres Stils als „subjektiver, irgendwie anarchistisch“ deuten auf eine weniger konventionelle und persönlichere redaktionelle Philosophie hin.
Kleimanns eigene Präsenz im Magazin reichte über seine redaktionelle Rolle hinaus und umfasste die Teilnahme an interaktiven Elementen wie Quizspielen und sogar seinen denkwürdigen Auftritt als spielbarer Charakter im Tennisspiel „Tie Break“. Diese Beispiele demonstrieren Kleimanns herausragenden und fast schon ikonischen Status innerhalb der deutschen Gaming-Community, verwischen die Grenzen zwischen Redakteur und Persönlichkeit und festigten seine Verbindung zu den Lesern weiter. Seine Aufnahme als Spielfigur ist ein besonders starker Indikator für seine Anerkennung und Popularität in der Szene.
Die geteilten Beileidsbekundungen zeugen von dem tiefgreifenden Einfluss, den Kleimann und die ASM auf das Leben unzähliger Leser hatten und oft nostalgische Erinnerungen an ihre prägenden Jahre weckten und ihre Leidenschaft für das Spielen entfachten. Immer wiederkehrende Themen sind die Dankbarkeit für die „tolle Stunden“, die sein Werk bereitete, und das tiefe Gefühl der persönlichen Verbindung, das viele empfanden, obwohl sie ihn nie persönlich getroffen hatten.
Besondere Erwähnung finden sein „unverwechselbarer Stil“, sein „Humor“ und seine „Leidenschaft für den Spielejournalismus“. Andreas Wanda erinnert sich in daran, wie Kleimann ihm 1986 den Einstieg als freier Redakteur bei der ASM ermöglichte, was Kleimanns Rolle bei der Förderung neuer Talente in der Branche verdeutlicht. Hannes Seifert berichtet in, wie die ASM unter Kleimanns Führung ihn direkt dazu inspirierte, eine Karriere in der Spieleentwicklung einzuschlagen, was den Einfluss des Magazins auf die beruflichen Ambitionen seiner Leser demonstriert.
Michael Kafke drückt in seine Ehre aus, die Seiten der ASM mit Kleimann geteilt zu haben, was den Respekt und die Bewunderung hervorhebt, die er unter seinen Kollegen genoss. Die Anekdote in, in der ein Leser zugibt, die ASM als junger Gamer, der sie sich nicht immer leisten konnte, gelegentlich am Kiosk gestohlen zu haben, verdeutlicht auf eindringliche Weise den bedeutenden kulturellen Einfluss des Magazins und die tiefe Verbindung, die die Leser zu seinen Inhalten empfanden.
Auch nach seinem Ausscheiden als Chefredakteur der ASM im Jahr 1991 blieb Kleimann der Gaming-Branche verbunden. Er arbeitete später für das Magazin „PC-Spiel“ innerhalb des Tronic-Verlags und war anschließend als Produktmanager beim renommierten Videospielunternehmen Konami tätig. Kleimanns weiterer Karriereweg zeigt sein anhaltendes Engagement in der Welt der Spiele, das über die Veröffentlichung hinaus in die Bereiche Spieleentwicklung und Marketing reichte.
Die bedeutende Wiederbelebung der ASM in den Jahren 2023 und 2024, fast drei Jahrzehnte nach ihrer ursprünglichen Einstellung, und Kleimanns bedeutsame Beteiligung an diesem Comeback durch das Verfassen von Vorworten für die neuen Ausgaben unterstreichen sein bleibendes Vermächtnis und die anhaltende Relevanz der ASM für die Retro-Gaming-Community. Dies zeigt seine dauerhafte Verbindung zu dem Magazin, das er mitbegründet hat.
Eine einzigartige Hommage stellt das von Fans entwickelte Grafik-Adventure dar, in dem der Spieler in die Rolle von Manfred „Manni“ Kleimann schlüpft, dem Chefredakteur der ASM mit Gedächtnisverlust. Dies zeugt von seinem ikonischen Status und der tiefen Zuneigung, die die ASM-Community ihm entgegenbrachte.
Die deutsche Gaming-Community nimmt mit Respekt und tiefer Anteilnahme Abschied von Manfred „Manni“ Kleimann. Seine wegweisende Arbeit bei Aktueller Software Markt hat die Landschaft des deutschen Videospieljournalismus maßgeblich geprägt.
Er hinterlässt ein bleibendes Erbe bei einer Generation von Gamern, die sich mit Freude an seine fesselnden Artikel, seine aufschlussreichen Rezensionen und die lebendige Community erinnern, die er mitgestaltet hat. Sein Andenken wird in der Welt der Spiele weiterleben, und wir sind dankbar für seine unschätzbaren Beiträge.